Benedict RandhartingerBiographie & Werk

Benedict Randhartinger (1802 - 1893) Komponist, Sänger und Hofkapellmeister

Benedict Randhartinger wird am 27. Juli 1802 in Ruprechtshofen in der alten Volksschule als viertes von sechs Kindern des örtlichen Schullehrers geboren. Sein Vater, Johann Georg Randhartinger entstammt einer altein-gesessenen Gastwirtfamilie in Steyr. Seine Mutter, Anna Maria, geborene Blum, ist die Tochter eines Tischlermeisters aus Stronsdorf im Weinviertel. Sie heiraten im Jahre 1797 in der Pfarrkirche von Ruprechtshofen.

Der erste Schicksalsschlag für den vierjährigen Benedict ist der plötzliche Tod des Vaters im Juni 1806. Johann Georg Randhartinger, der Lehrer, wird „an einem Faulfieber beschaut und begraben“. Schon im Herbst des gleichen Jahres heiratet die Mutter Benedicts den neuen Schullehrer von Ruprechtshofen, Johann Perl aus Gaming und kann dadurch mit ihren Kin-dern im Schulgebäude wohnhaft bleiben. Mit ihrem zweiten Gatten hat die Witwe Randhartingers drei Kinder.

So wächst Benedict, wie Franz Schubert, im Schullehrermilieu auf, wird von seinem Stiefvater in den deutschen Schulgegenständen und darüber hinaus in der Musik, besonders im Gesang unterrichtet. 1848 schreibt Be-nedict Randhartinger dazu selbst: „Ich wurde im älterlichen Haus im Sin-gen, Violinspielen und auf dem Piano Forte unterrichtet“.

Dabei dürfte sein Talent so zu Tage getreten sein, dass sich seine Eltern entschließen, ihn 1812 an einer Auswahlprüfung für die Sängerknaben der k.k. Hofkapelle in Wien teilnehmen zu lassen. Der um fünf Jahre ältere Franz Schubert, selbst Mitglied der Sängerknaben, hat im Herbst des glei-chen Jahres mit dem Stimmbruch begonnen und muss neben ebenfalls zum Singen untauglich gewordenen zwei Knaben ersetzt werden. Bei dem am 28. September 1812 abgehaltenen Wettbewerb gewinnt Benedict un-ter 40 Mitbewerbern eine der drei Stellen. Bei der Prüfung wird er sicher-lich durch seine Stimme, von der berichtet wird sie habe vom c’ bis zum f ’’’ gereicht, großes Aufsehen erregt haben.

Randhartinger kommt nun nach Wien, wird im k.k. Stadtkonvikt (damals noch in der alten Universität) untergebracht und besucht die lateinische Schule, das Akademische Gymnasium. In den Ferien ist Benedict stets bei seiner Familie in Ruprechtshofen.

Sieben Jahre bleibt Randhartinger als Sängerknabe im Konvikt und erwirbt sich durch seine liebliche Solostimme unter den Besuchern der k.k. Hofka-pelle manche Gönner. Mit Hinblick auf sein großes Stimmvolumen, werden eigens für ihn Sopransoli komponiert. Nach einem Solo, welches beson-ders gut gefallen hat, wird er des öfteren von dem damaligen Kronprinzen Ferdinand zum Frühstück eingeladen und mit Goldmünzen, mit den Wor-ten: „Dafür kaufe er sich etwas!“, beschenkt.

Als er 1819 mit dem Hochschulstudium für Philosophie und Jus beginnt, verliert Benedict plötzlich seine herrliche Knabenstimme. Randhartinger verlässt deshalb das Konvikt. Wegen seiner außerordentlichen musikali-schen Begabung erteilt ihm der Hofkapellmeister und Komponist Salieri unentgeltlich Unterricht in der Komposition bis 1825. In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung seiner ersten Kompositionen.

Als kirchliches Frühwerk scheint im Jahre 1824 das Graduale Pelli meae auf, das Randhartinger in Plankenberg (bei Sieghartskirchen in Niederösterreich) komponiert. Schloss Plankenberg ist zu dieser Zeit noch im Besitz von Moritz von Fries, einem der ehemals reichsten Männer der Monar-chie, der Ferdinand Raimund zum Vorbild für Den Verschwender gedient hat. Graf Fries hatte im Schloss ein Privatgymnasium für seine und ande-rer adeliger Familien Kinder gegründet, das eines der bedeutendsten Insti-tute jener Zeit war. Möglicherweise wirkt Randhartinger im Schloss nicht nur als Musiker, sondern auch als Lehrer.

Im Jahre 1825 beendet er seine juridischen Studien und tritt als Privatsek-retär in die Dienste des ungarischen Grafen Ludwig (Lajos) Széchényi am Kaiserhof in Wien. Der Graf ist Obersthofmeister der Erzherzogin Sophie, der späteren Schwiegermutter von Kaiserin Elisabeth. Ludwig Széchényi, der Bruder des ungarischen Nationalhelden Stefan Széchényi, verfügt über große Ländereien in Ungarn. So besitzt er auch das Schloss Horpacs bei Ödenburg, dem heutigen Sopron, worin Randhartinger 1826 das Grand Trio für Geige, Cello und Klavier komponiert und Graf Ludwig Széchényi widmet. Die Grafenfamilie wohnt, wenn sie sich in Wien aufhält, von 1819 bis 1838 im Wilczekpalais in der Herrengasse in der Inneren Stadt oder in einem Haus auf der Landstraße.

Als des Grafen Begleiter hat er Gelegenheit, einen großen Teil von Ungarn zu bereisen und dabei einflussreiche Personen kennen zu lernen. Die Tätigkeit als Privatsekretär ermöglicht es ihm aber auch, seine musikalischen Studien fortzusetzen, öffentlich aufzutreten und vor allem zu komponie-ren. Ab 1827 nimmt die Anzahl seiner Kompositionen und deren Beliebt-heit dermaßen zu, dass er laut O.E. Deutsch mit Schubert und Lachner unter die beliebtesten Komponisten Wiens gereiht wird.

1832 bewirbt er sich, mit Genehmigung des Grafen Széchényi, um die Stelle eines Tenorsängers in der k.k. Hofkapelle, die er auch erhält. Da diese Tätigkeit jedoch unbesoldet (nicht bezahlt) ist, gibt er nicht nur öf-fentliche Konzerte, zum Beispiel im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, sondern er wirkt auch bis 1835 als Organist der Reformierten Stadtkir-che (HB) in Wien. Sein Vorgänger ist Franz Lachner, sein Nachfolger Gott-fried Preyer.

Im April 1835 komponiert er seine erste Messe für den Hof. Diese Leis-tung, seine Popularität und der Erfolg seiner Konzerte sind sicher der Grund, dass er mit einem jährlichen Gehalt von 800 Gulden und 120 Gul-den Quartiergeld fix als Hoftenorsänger angestellt wird. Neben seiner Tä-tigkeit bei Hof ist es ihm auch gestattet, öffentlich aufzutreten, was nicht nur in Wien der Fall ist, sondern er gibt auch unter anderem Konzerte in Ödenburg (Sopron). So wie in Wien ist er auch dort Mitglied des Musikver-eines. Zusätzlich ist er noch von 1838 bis 1842 als Dirigent des Hofopern-theaters in Wien tätig.

Durch sein großes musikalisches Engagement wird Benedict Randhartinger 1844 zum Vizehofkapellmeister ernannt. Dieses unbesoldete Amt hat er bis 1846 inne. Erst als er in diesem Jahr Ernestine Richter, eine Tochter des Philosophieprofessors Richter aus Mannheim, heiratet, wird seine Stel-le honoriert. Er lernte seine Gattin wahrscheinlich auf einer seiner vielen Bildungsreisen kennen und führt eine äußerst glückliche Ehe mit ihr, die erst 1884 durch Ernestines Tod beendet wird. Maria Randhartinger, die Tochter der beiden, geht 1871 eine glänzende Verbindung mit dem be-rühmten Klavierfabrikanten Friedrich Ehrbar in Wien ein. Diese Fabrik be-findet sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz. Rand-hartingers Sohn Adolf wird Beamter. Sein zweiter Sohn Ludwig stirbt im Kleinkindalter.

Seine Karriere erreicht ihren Höhepunkt, als er 1864 zum Hofkapellmeister ernannt wird. Nach seiner 1866 erfolgten Pensionierung zieht sich der „Nestor der österreichischen Komponisten“ in das Privatleben zurück. Er widmet sich nur seiner Familie und dem Ordnen und Revidieren seines musikalischen Lebenswerkes. Als er am 23. Dezember 1893 im Ehrbahr-Palais, im Hause seiner Tochter und seines Schwiegersohnes in Wien stirbt, hinterlässt er ein auch an der Zahl gigantisches musikalisches Erbe.

Er wird auf dem Zentralfriedhof in Wien bestattet. Im 10. Bezirk wird die Randhartingergasse nach ihm benannt.

Benedict Randhartinger war ein äußerst gebildeter und vielseitiger Künstler. Bekannt mit vielen Berühmtheiten seiner Zeit wie Salieri, Schubert, Liszt, Wiek, Brahms, Bruckner, sowie Schwind, Grillparzer, Bauernfeld und Lenau, um nur einige zu nennen, spielte er eine führende Rolle in Wiens Musikleben im 19. Jahrhundert. Seine von ihm gemalten Bilder: Franzens-burg in Laxenburg, Meereslandschaft mit Segelschiff, Mädchen in blass-blauem Kleid mit rosa Schal und sein Selbstportrait lassen auch auf dem Gebiet der Malerei eine große Begabung erkennen.

Randhartingers Werke

847 Lieder, Chöre und Balladen mit und ohne Instrumentalbegleitung
20 Messen
2 Requien
2 Opern
3 Gradualien
2 Symphonien
40 Offertorien

1.286 kleinere Orchesterwerke, Werke der Kammermusik, Werke für Violine(n) (und Klavier), Werke für Klavier und die griechisch-orientalische Jahresliturgie.

Sein Werk ist der Zahl nach gigantisch und zeigt uns einen Komponisten von großer Geschicklichkeit und ausgeprägter Melodik. Sein früher Stil befindet sich im Fahrwasser der zeitgenössischen Frühromantik. Was an Randhartinger immer auffällt, ist die instrumentengerechte Orchestrierung und das „Gut-Klingen“, ohne dass eine Ermüdung der Zuhörer oder der Musiker eintritt. Den Schwerpunkt seines mehr als 2.000 Nummern umfassenden Schaf-fens machen die Vokalwerke aus. Randhartinger komponierte rund 800 Lieder und Chöre. Als Sänger wusste er genau über die Spielregeln der Textvertonungen und stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten Bescheid; überdies konnte er seine Lieder auch persönlich in Konzerten und privaten Zirkeln erfolgreich propagieren. Zeitgenössische Berichte überliefern seine sehr einfühlsame Interpretationen.

Die thematische Palette ist vielfältig; neben Gelegenheitsdichtungen stehen viele Texte bedeutender Dichter wie Eichendorff, Goethe, Grillparzer, Heine, Lenau, Schiller, Uhland u.v.a. Grundsätzlich weisen die Lieder den Typus des romantischen Kunstliedes auf.

Liedwidmungen finden sich an Persönlichkeiten des Bürgertums und des altösterreichischen Adels, wie an die Familien Apponyi, Batthyány, Erdödy, Esterházy, Liechtenstein, Schwarzenberg, Széchényi, an Mitglieder des Hauses Habsburg u. a.

Seine 16 großen Messen für Soli, Chor und Orchester komponiert Rand-hartinger für das Haus Habsburg. Die 3. Messe in E jedoch, widmet Randhartinger zusätzlich König Friedrich August II. von Sachsen. Auch scheinen Widmungen u. a. an den hw. Pfarrer Anton Krottenthaler der Piaristen Kirche „Maria Treu“ in der Josefstadt auf, weiters an den Abt des Stiftes Vorau. Kompositionen finden sich auch in verschiedenen Kirchen Wiens wie z. B. in der Schottenkirche sowie in den Stiften Kremsmünster, Melk und Seitenstetten.

Randhartingers Werke scheinen aber nicht nur in Österreich auf, sondern auch in Deutschland, England, Italien, der Schweiz, der Slowakei, Ungarn und in Amerika. Sein besonderes Verdienst gilt auch der Bekanntmachung des kunstvollen Dialektliedes.
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